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Mehr Halt und Verständnis für Jungen -
Projekt „Jungenförderung im Rhein-Sieg-Kreis“  unter der Schirmherrschaft von Claus-Dieter „Pele“ Wollitz vorgestellt

Rhein-Sieg-Kreis (ke) – Aktuell ist Claus-Dieter „Pele“ Wollitz Trainer des Regionalligisten FC Viktoria Köln. Bekannt wurde er aber als Fußball-Profi, der  u.a. für den 1. FC Köln die Fußballschuhe schnürte. Jetzt hatte er sich als Schirmherr auf den Weg ins Jugendhilfezentrum des Rhein-Sieg-Kreises für Swisttal, Alfter und Wachtberg in Meckenheim gemacht, um gemeinsam mit Landrat Sebastian Schuster und Jugenddezernent Thomas Wagner das Modellprojekt „Jungenförderung im Rhein-Sieg-Kreis“ vorzustellen.

Jungen sind Bildungsverlierer unserer Gesellschaft geworden, sie fallen z.B. beim Jugendamt oder in Erziehungsberatungsstellen häufiger auf, weil sie dem Anspruch der Konformität nicht gerecht werden können. Gründe genug für das Kreisjugendamt, gemeinsam mit dem Schulpsychologischen Dienst des Rhein-Sieg-Kreises ein Modellprojekt zur Förderung von Jungen aufzulegen, das sich mit den Fragestellungen „Wie ticken Jungen?“ und „Was brauchen sie für ihre Entwicklung?“ befasst. „Es geht nicht darum, einen Gegensatz zwischen Jungen und Mädchen aufzubauen, sondern darauf aufmerksam zu machen, dass Jungen besondere Förderung brauchen“, erläuterte Landrat Sebastian Schuster.

In Wachtberg stand der Fußball im Fokus des Modellprojektes, denn Jungen sind nicht erst seit dem Weltmeister-Titel für „Jogis Jungs“ ungebrochen fasziniert vom Fußball. In nahezu jedem Dorf werden Jungs in dieser Sportart von erwachsenen Männern trainiert. „Die sind, auch wenn ihnen das nicht immer bewusst ist, ein Vorbild für die Jungen, für manche möglicherweise die einzige männliche Bezugsperson. Der Fußballplatz ist darüber hinaus ein Ort, wo Jungen mit anderen Jungen zusammenkommen und sich nach bestimmten Regeln auch in der körperlichen Auseinandersetzung messen. Und es ist vielleicht einer der wenigen Orte, wo sie das noch dürfen“, machte Kreisjugenddezernent Thomas Wagner deutlich. Der Sport mit dem „runden Leder“ bietet also Raum und Gelegenheit für männliche Sozialisationsprozesse: Welche Rolle spielen Fußballtrainer – auch als  männliche Bezugspersonen – für Jungen? Und welchen Part haben Jungen überhaupt in einem Fußballteam?

Gemeinsam mit „Pele“ Wollitz und Alfred Vianden, Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM), sowie FVM-Geschäftsführer Dirk Brennecke befassten sich die anwesenden Jugendtrainer auch mit ganz praktischen Fragen des Spielbetriebs: Wie  geht man mit schwächeren Spielern um oder mit Kickern, die sich nicht so leicht integrieren lassen und die Abläufe stören? Und wie kann es trotz G8 und Ganztagsunterricht gelingen, auch in den älteren Jugendmannschaften genügend Fußballer zusammen zu bekommen und vor allen Dingen auch zusammen zu halten?

Der staatlich anerkannte Fußball-Lehrer plädierte dabei für klare Regeln und Ehrlichkeit, also auch dafür, bei den Nachwuchskickern je nach den Eindrücken aus der Trainingsarbeit ergebnisoffen zu überlegen, ob eventuell nicht doch eine andere Sportart die richtige ist. Als erfahrener Mann auf dem Trainerposten hatte er natürlich auch noch einen Tipp für seine Kollegen im Traineramt parat: „Lassen Sie sich bei den Übungseinheiten hin und wieder mal von einem Freund über die Schulter schauen, um das eigene Trainingsverhalten zu reflektieren!“

Die Modellprojekte des Kreisjugendamtes zur Förderung von Jungen

Die Modellprojekte des Kreisjugendamtes sollten keine besonderen, zusätzlichen Angebote für Jungen sein, sondern in deren Alltag und im alltäglichen Umgang der (Fach-)Männer und (Fach-)Frauen mit den Jungen verortet werden. Denn um der „Lebenslage Junge“ gerecht werden zu können, bedarf es der fortlaufenden Qualifizierung von Männern und Frauen im Umgang mit den verschiedenen Geschlechtern und ihren Bedürfnissen. Dabei geht es nicht nur Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, sondern ganz besonders um die Reflektion, Begleitung und den kollegialen Austausch im Rahmen der alltäglichen Arbeit mit Jungen.

Während sich in Wachtberg alles um die wohl beliebteste Ballsportart drehte, stand in  Swisttal die „Jungenförderung in einer Kindertagesstätte“ im Fokus, um zu ermitteln, was erforderlich ist, um Jungen in einer Kindertageseinrichtung besser fördern zu können. In Alfter hingegen beschäftigte man sich im Rahmen des Modellprojektes unter dem Aspekt des geschlechterbewussten Umgangs der Lehrerschaft mit Jungen mit dem Thema „Jungenförderung in der Grundschule“.